Wo bleibt die digitale Schule? – Im Gespräch mit Albrecht Betzold
Als Anbieter und Experte für Schule und Kindergarten blickt die Arnulf Betzold GmbH in Sachen Bildung schon lange deutlich über den Tellerrand des eigenen Sortiments hinaus. Wir hatten Gelegenheit, uns mit Albrecht Betzold zum eher schwerfälligen deutschen Weg digitaler Bildungsangebote für Schulen auszutauschen. Ein so differenziertes und klares Meinungsbild würden sich Eltern wohl auch von den politischen Entscheidungsträgern wünschen. Oder wenigstens, dass man Profis wie Albrecht endlich mit in die Debatte um den Digitalpakt mit einbezieht.
Aus unserem Podcast:
„Hätte Deutschland eine starke Bildungslobby, dann hätten wir nicht die Bildungsproblematik, die wir haben“
Wer ist zu Gast?
Die Arnulf Betzold GmbH ist bereits vor fünfzig Jahren gegründet worden und wird heute von den beiden Brüdern Albrecht und Ulrich Betzold geführt. Bezold bietet alles, was im Bereich Schule, Kindertageseinrichtungen und Bildung allgemein notwendig ist. Das Unternehmen hat sehr früh den Übergang vom klassischen Versandhändler zum E-Commerce Player hinbekommen und bereits 1999 den ersten Onlineshop gelauncht. Heute ist man zudem auch Produzent und bietet neben den klassischen Artikeln auch Digitale Produkte und Bildungsportale an. Kurzum: Albrecht Betzold ist ein idealer Gesprächspartner, um sich über den aktuellen Stand der Digitalisierung deutscher Schulen auszutauschen.
Der erste Onlineshop…
„…das war 1999. Da ist der erste Onlineshop noch in Frontpage HTML selbst gebaut worden.“
Was treibt Betzold an?
„Da ist es uns genauso wichtig, dass Kindern digitale Bildung zugänglich gemacht wird. Und jetzt nicht nur in dem Sinne, dass alle ein Tablet benutzen können, dafür braucht es keinen Unterricht, sondern auch, dass sie digitale Kompetenz aufbauen, in Richtung programmieren oder ähnliches.“
Wie lässt sich das Problem Digitale Schule lösen? Ist das wirklich eine Frage, die man mit viel Geld auf die Schnelle lösen kann?
„Nein, denn das geht in verschiedene Richtungen und fängt schon an bei „viel Geld“… Denn wenn wir den Digitalpakt nehmen, dann klingen 5 Milliarden erst einmal nach einer Menge. Aber jetzt brechen wir es einmal herunter: Wir haben über zehn Millionen Schüler, dann sind noch 500 Euro für einen Schüler übrig. Und da ist jetzt noch kein WLan, da ist kein Internet-Anschluss, der 200-300 User abdecken muss, da ist kein Admin bezahlt, da ist keine Infrastruktur bezahlt, da ist nicht der Einbau bezahlt und nicht die Fortbildung für die Lehrer…“
Eine Lanze für Lehrkräfte
„Jetzt ist auch mal der Punkt, wo man die Lehrkräfte in Schutz nehmen muss. Denn wir als E-Commerce oder Online-Unternehmen – bei Euch uns bei uns– für uns ist das eigentlich Alltag, dass wir dieses ganze Change-Management mitmachen. Als Lehrer hat man dann diese 120 Prozent Auslastung, einmal im Jahr eine Fortbildung und auch keinen Change Manager. Und die Frage für den Lehrer ist gerade nicht: Wie bekomme ich noch eine digitale Fortbildung?, sondern: Wie unterrichte ich fachfremd Chemie? “
Sollten die Lehrer Digitales von den Schülern lernen?
„Ich glaube, dass kommt ganz auf die einzelne Person an. Vor den Kids zu bestehen, ist nicht unbedingt eine digitale Frage. Auch in den 70-iger und 80-ider Jahren war es so, dass die weniger Technik-affinen Lehrer dann immer noch einmal den einen aus der Klasse fragen mussten, dass er den Tageslichtprojektor anschließt…“
Warum funktioniert die Digitalisierung in Skandinaviens Schulen besser?
„Soweit ich das mitbekomme: Alles gut durchfinanziert und vor allem mehr Lehrer pro Schüler. Und das, was ich mit dem Change Management meinte, die Lehrer abholen und ihnen mitgeben, was sie brauchen, passiert einfach viel umfassender. Und was man dann auch immer noch sehen muss und da muss man Deutschland auch soweit in Schutz nehmen: Skandinavien ist ja jetzt nicht irgendwie ein großes Land. Wir müssen das dann runterbrechen auf kleinere Länder, die dann wieder wengiger Schulen haben, die dann wiederum kleinere Klassen haben. Und wir haben dann mit unseren 10 bis 11 Millionen Schülern, auf 40.000 Schulen, auf 16 Bundesländer, förderal organisiert, eine ganz andere Management Herausforderung an die Schule oder die Kultusministerien.“
Zur Medienkompetenz der Kinder
„Gib einem fünfjährigen das Tablet der Eltern und er braucht fünf Minuten, um es zu verstehen und weitere zehn Minuten, um das Passwort zu knacken.“
Zur Relevanz digitaler Kompetenzen
„Es geht darum, Technik zu verstehen und steuern zu können. Wenn wir das tatsächlich nicht tief verankern und prüfungsrelevant machen, dann ist das so, als hätte man vor zehn Jahren gesagt, wir hören jetzt auf lesen, schreiben und rechnen prüfungsrelevant zu machen. Python oder Java ist im Prinzip wie die nächste Fremdsprache, die man lernen muss, um irgendwo in einer seriösen Welt bestehen zu können. Nicht jeder muss Programmierer sein, aber man muss wissen, um was es geht.“
Zur Person: Albrecht Betzold
Gemeinsam mit seinem Bruder Ulrich führt Albrecht Betzold die Arnulf Betzold GmbH in zweiter Generation. Das in Ellwangen auf der Schwäbischen Alb ansässige Unternehmen betrachtet sich als Bildungsspezialist und stattet pädagogische Fachkräfte wie auch Schüler und Eltern aus. Bereits 1999 – und damit noch vor dem Einstieg Amazons in Deutschland – hat der klassische Versandhändler seinen ersten Onlineshop gelauncht. Albrecht verantwortet im Unternehmen die Bereiche Marketing, E-Commerce sowie Produktentwicklung und hat sich dem Thema Bildung inzwischen nicht nur beruflich mit Haut und Haar verschrieben. Und damit natürlich auch der Frage, wie sich die digitalen Errungenschaften effektiv und effizient für das deutsche Bildungsangebot nutzen ließen, wenn man denn die notwendigen politischen und gesellschaftlichen Grundlagen dafür schafft.