Von der Zukunft erzählen – Im Gespräch mit Dr. Martin Kiel
Von der Zukunft erzählen
Im Gespräch mit Dr. Martin Kiel
Wo wir Martin kennengelernt haben...
Martin war als Germanist viele Jahre IT-Leiter der Douglas Gruppe in Hagen. Er zollt dem Unternehmen noch heute Respekt dafür, so etwas auch zugelassen und den Blick über den Tellerrand ermöglicht zu haben.
Zu seiner Rolle als Kreativer...
Ich kombiniere vielleicht ganz gut ein paar Dinge und bin manchmal auch ein wenig früh mit meinen Ideen. Ich wäre gar nicht denkbar, ohne das andere mich gut erklären.
Zum Binnen-Verhältnis von Kreativität und Technik...
Ich zitiere hier gerne den lieben Kollegen der UdK Berlin, Stephan Porombka, der Menschen in ihrer Praxis als Medium der Gegenwart begreift und "als Medium der Gegenwart treffe ich natürlich jeden Tag Entscheidungen". Mache ich nur Print oder anderes oder begreife ich mich als gestaltender Mensch mit allem, was mir zur Verfügung steht. Ich sehe oft, dass radikale Trennungen noch immer opportun sind und das finde ich im Sinne der "hyper literacy" schwierig. Also das Erlernen der Sprache zur Digitalisierung bis hin zur Programmierung, diese zweite Alphabetisierung, die natürlich ein bisschen komplexer ist, macht dann den Unterschied.
Zu Verhältnis mit der eigenen Kreativität...
Eine meiner Leitphilosophien war schon immer die der Immersion, nur damals konnte ich das gar nicht so nennen. Was kann das denn jetzt heißen? Da ich aus der Sprachforschung komme, also Deutsch als Fremdsprache, habe ich mir das irgendwann dort abgeguckt. D.h. wenn ich eine Sprache lernen will, dann gehe ich ja meist dahin, wo die Sprache gesprochen wird. Bei Innovation und Kreativität stellt sich ja die Frage, wo das "Land" dafür ist. Für mich waren immer der Keller, die Garage, die Werkstatt Orte, von denen ich dachte, da kommen Leute zusammen und da kann ich etwas ausprobieren... deshalb hatte ich auch immer so einen Anspruch – auch bei Douglas habe ich dann einen Keller ausgebaut – Menschen am Gegenstand zusammen zu führen. Darum finde ich es spannend, was heute im Bereich MVP, Agilität passiert, wenn das Ganze wieder anfassbarer wird, wenn man es zulässt.
Zur These, dass die Zukunft heute schneller geschieht als das von ihr erzählt wird...
Das muss man aufpassen, weil so ein Thema damit einhergeht, dass Kreativität auf einen Sockel gehoben wird und – ich glaube – Reckwitz (Soziologe) in dem Falle vom Kreativitäts-Imperativ spricht und das ist natürlich ein Joch für Menschen, kreativ sein zu müssen und letztlich dann auch zu wollen und das ist – glaube ich – auch nicht klug. Also dieses Prinzio: Wir schaffen das nur, wenn alle kreativ sind.
Zum Thema "Von der Zukunft erzählen"...
Ich mache das ja nicht alleine, sondern u.a. mit der Carmen Radeck von RuhrGründer:innen und dem Arne Elias von der Wirtschaftsförderung Dortmund. Auslöser war hier tatsächlich die Frage, welchen Beitrag können wir – die Menschen – im Bezug auf Nachhaltigkeit etc. pp noch leisten? Was uns auffiel, war natürlich, dass wir als Germanisten mit der hermeneutischen Kompetenz, bei der "Entschlüsselung" von Systemen unterstützen könnten. Wie würden wir denn die Akteure, die heute schon etwas machen und wie sie es machen, deuten und interpretieren für eine Gegenwart und Zukunft? Wie wäre es, wenn wir Menschen, die heute schon in ihrem Feld aktivistisch tätig sind, manches Mal aber mit anderen so gar nicht zusammenpassen, tatsächlich zusammenbringen? Im Sinne einer Kollision. Also Menschen zu Themen zusammenbringen. Und wenn wir das dann einmal aufschreiben für eine Stadt oder vielleicht auch für mehrere Städte und da Geschichten aus einer Praxis herausbringen, dann könnte das eine schöne Dokumentation sein, es könnte aber auch – und das ist unsere große Hoffnung – eine Art cokreativen Moment haben, wo Leute anschließend etwas zusammen machen.
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