Klick. Klick. Glück. – Im Gespräch mit Svenson Linnert
Aus dem Podcast
Zur Ablösung der analogen Fotografie
Das Spannende war ja damals: Mit dieser ersten digitalen Ausrüstung haben sich ja fast alle übernommen. Die haben alle geglaubt, sie müssten gleich einsteigen und haben sich für 20.000 bis 25.000 EUR da irgendwas gekauft. Und dann haben die alle noch nach dem alten Verständnis agiert, dass man sich so eine Kamera für 25 Jahre kauft – wie so eine alte Rollei, die man damals so hatte – also: einmal gekauft, ewig benutzt und dann waren diese teuren Kameras (nach vergleichsweise kurzer Zeit) schon wieder out-of-date, also kaum noch verwendbar.
Zum Unterschied des Fotografierens
2004 gab es die ersten digitalen Kameras, die ich mir auch leisten konnte. Davor habe ich noch ganz munter auf Dia fotografiert und das hat Spaß gemacht, war aber auch „challenging“ … weil, Du musstest es schon können. Ich meine, wir hatten auch schöne Sachen, wie z.B. Cliplisten, wo du so alles eingetragen hast, wie was mit welchem Film passiert ist und was im Labor damit weiter passieren soll. Dann auch diese Polaroids, die du immer zum Kontrollieren gemacht hast, nicht nur, ob das Licht stimmt, sondern auch, die du dem Kunden gezeigt hast und wo dieser dann gesagt hat: Jau, ist gut oder nicht gut. Und das konnte man sich auch abzeichnen lassen und dann war man save. Aber letztes hast Du das entschieden und nicht jemand, der vier Meter entfernt am Bildschirm guckt und sagt: Kannst aufhören abzudrücken, wir haben das jetzt.
Zu den sich ändernden Abläufen
Du hast heute viel mehr Leute aus dem Content Kreation Bereich dabei, wo Du für zig verschiedene Formate, wie Social Media, die digitalen Formate wie Shops und anderes mit produzieren musst. Das hat sich inzwischen eingespielt, weil das Shooting an sich ein anderes geworden ist. Bei diesen digital angelegten Shootings setzt man sich hin und macht einen Schlachtplan. Das war ja auch der Grund warum ich vor einigen Jahren eine Produktionsfirma gegründet habe. Da habe ich gemerkt, man muss schon – wenn es gut werden soll – schon ein Stück weit von Anfang an eingebunden werden. Nicht unbedingt bei der Konzeption, also bei der Ideenfindung, aber bei der Frage, wie man es nachher umsetzt.
Zum Blitzen beim Shooting
Mittlerweile blitze ich nicht mehr so viel. Mittlerweile sind die Chips so gut und empfindlich geworden, dass du gar nicht mehr so viel Lichtpower brauchst. Bei den ersten Digitalkameras musstest du ordentlich auf den Chip hauen, damit überhaupt etwas vom Licht übrig blieb. Heute ist der Blitz fast weg. Du musst schon beim Blitz kaufen darauf achten, dass man den möglichst klein regeln kann.
Zur Frage, wo ihm die Digitalisierung hilft
Beim Marketing, bei der Außenwirkung hilft es. Bei der Fotografie an sich natürlich die Sicherheit, dass du weißt, was du hast. Damals war es ein wenig aufregender, aber natürlich tut es auch ganz gut, wenn man weiß, das Ding hast du sicher im Kasten.
Zu Instagram und dem Thema Selbstinszenierung
Die spannende Frage ist ja: Was machen wir in Zukunft? Wollen wir einfach nur Märkte bedienen oder wollen wir irgendwie inspirierend wirken? Ich muss sagen, dass das, was ich innerhalb der sozialen Medien und innerhalb dessen, was Influencer machen, bevor sie eigentlich Influencer werden, beobachte, inspirierender ist, als das, was ich in der angewandten Fotografie für Labels oder Brands sehe. Es gab ja schon vor zwei Jahren die ersten Stimmen, die sagten, Influencer-Marketing ist tot, da ist keine Glaubwürdigkeit mehr … ich glaube aber, das ist gerade erst im Beginnen, weil es jetzt erst beginnt, organisch zusammen zu spielen. Die Werbung wird sich im Ganzen wandeln, tut sie auch schon. Gleichzeitig bleibt sie aber auch so ein Dinosaurier. Das was wirklich relevant wird, ist das, was in Sozialen Medien passiert, wie die Darstellung von Personen, Brands und Labels dort vonstatten geht, weil das mit einer anderen Wahrnehmung gekoppelt ist. Von einem sozialen Profil hin zu einer sozialen Identität.
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Zur Person: Svenson Linnert
Svenson Linnert ist als Fotograf und Produzent in der Werbe- und Unterhaltungsbranche, im Bereich Socialcontent sowie in der Musik und Mode unterwegs.
Noch ganz klassisch ausgebildet, war er lange Zeit als Assistent in London und Paris unterwegs, bis er schließlich sein erstes eigenes Studio in Düsseldorf eröffnete und seitdem für unterschiedlichste Klienten rund um den Globus aktiv ist. Svenson ist an vielen Orten auf der Welt zuhause und lebt aktuell vornehmlich auf Zypern und arbeitet unter „Svenson Pictures“ und „Smiles & Coffee Productions“ zudem auch von Paris und Berlin aus.
Große Neugierde und eine tiefe Leidenschaft für die Fotografie prägen seinen Charakter, wie auch seine Arbeiten. Und natürlich eine enorme Schaffenskraft und Freude am Tun.